2010/2 Dôle – Fourchambault

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7. – 10. Juli … das Wetter hält, unser Zelt begeistert uns und wir entwickeln ein gewissen Routine im täglichen Auf- und Abbau und Ein- und Auspacken.

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7. Juli: Dôle – Gegny – 85km (A-B)

Der heutige Tag ist im Rückblick eher ein Katastrophentag. Aber dank unserer guten Laune, wir haben schliesslich Urlaub, haben wir das gar nicht so wahrgenommen. Meine Sonnenallergie wird immer schlimmer. Ich verkrieche mich regelrecht in den Schatten. Noch dazu ist es wirklich sehr heiss, was die ganze Sache begünstigt. Während wir ausnahmsweise ein Stück Strasse fahren, wird Jörg von einer Wespe attackiert. Sie verfängt sich unser seinem Helm und sticht ihn voll in den Kopf. Danach kommt sie nicht wieder weg, sie ist gefangen unter dem Helm. Jörg reisst sich völlig panisch den Helm samt Sonnenbrille vom Kopf und schmeisst alles von sich. Die Wespe kommt nicht los. Wie ich hinterher feststelle, hat Jörg das Viech zwar mit der Hand weggestrichen, die Wespe hat dabei aber ihr halbes Hinterteil samt Stachel opfern müssen. Interessanterweise hat sie anschliessend noch einen Kamikazeflug auf Jörg zu gemacht, mehrmals. Der arme Kerl ist halb verrückt geworden. Zum Glück konnte ich den Stachel einfach entfernen und der Stich war am nächsten Tag schon nicht mehr zu sehen.
Dann fahren wir auf einem Weg, er ist geteert, der abgerutscht ist. Vor uns ist ein Absatz von mindestens einem halben Meter. Die Velos mit dem ganzen Gepäck müssen da runter. Aber irgendwie geht’s. Es fehlen ständig Schilder und wir müssen komplett nach Karte fahren. Zum Glück ist der Massstab 1:100 000. Da können wir uns gut orientieren. Am Abend will Jörg in Gegny noch etwas zum Frühstück organisieren, aber: alle Läden dicht. Wie tot.
Als Entschädigung für all das gehört zu dem Zeltplatz, auf dem wir die einzigen Gäste sind, ein feines Restaurant, in dem wir uns mit einem ausgiebigen Nachtessen belohnen.
In der Nacht habe ich das Gefühl, unser Zelt sei von mindestens 100 Fröschen umzingelt! So ein Lärm. Unvorstellbar! Aber viel schöner als Autobahn und Züge.

8. Juli: Gegny – Montceau-les-Mines – 85km (B-C)

Es ist immer noch heiss. Oder schon wieder? Am Morgen finden wie in dem Ort, der am Abend vorher so ausgestorben war, doch noch Leben. Und zwar in einer Bar. Dort gibt es Kaffee. Die Croissants muss man sich in der Bäckerei um die Ecke selbst holen, isst sie dann aber im Kaffee. Manchmal gibt Frankreich einem schon Rätsel auf. Während Jörg also etwas zum Beissen holt, warte ich an der Bar mit zwei Männern auf meinen Kaffee. Nur warten die beiden auf Weisswein. Wäre ja nicht weiter schlimm, wenn sie nicht lallend auf mich einreden würden. Ich verstehe kein Wort! Hoffentlich kommt Jörg bald wieder. Der Wirt ist zum Glück nett, vermittelt, spricht langsam und – er lallt nicht! Während wir dann genüsslich frühstücken, steigt der eine der beiden lallenden in einen kleinen Bulli und fährt in Schlangenlinien davon! Mir fehlen die Worte!
Wegen der Hitze und auch mangels Zeltplatz (den ziehen wir dem wilden campieren vor – wegen der Dusche), beschliessen wir ein Hotel für die Nacht zu suchen. Dumm gelaufen: alles voll. Die Tour de France zischt am nächsten Tag in der Nähe durch und Journalisten, Fotografen, Kameraleute und so weiter belagern alle umliegenden Hotels! Wir landen in einem total niedlichen Gästezimmer, Chambre d’Hôtes, bei Madame Martin-Besombes.

9. Juli: Montceau-les-Mines – Bourbon Lancy – 90km (C-D)

Madame Martin-Besombes serviert uns ein unbeschreibliches Frühstück! Selbstgebackener Kuchen, frisches Obst, Brot, selbstgemachte Konfitüre, … was das Herz begehrt. Wunderbar. Es ist schon wieder heiss und wir machen uns früh auf den Weg. Bereits um 9.30Uhr ist es über 30° Grad heiss, am nachmittag dürften es so gegen die 35° sein. Ich leide unter der Hitze, bin genervt, unschlüssig und launisch. Der arme Jörg muss es ausbaden. Wir entschliessen uns am Abend für ein Hotel mit Klimaanlage. Was für eine Wohltat! Jörg kann Tour de France schauen, ich kann abkühlen und mir noch Sonnencremenachschub SFK 50 kaufen. Wir schlafen himmlisch. Als es in den Morgenstunden gewittert, sind wir froh über ein echtes Dach über dem Kopf.
Auch das Hotel „La Tourelle du Beffroi“ in Bourbon Lancy, einem sehr schönen Ort mit einer putzigen Altstadt, möchten wir wärmstens weiterempfehlen. Die Zimmer sind alle unterschiedlich eingerichtet und die Besitzerin bezeichnet die Unterkunft als ihr Baby. Jedes Zimmer ist nach einer Oper benannt. Wir waren im La Bohême, klein aber fein.
Im Restaurant „La Grignotte“, gleich um die Ecke, kann man fein essen. Crèpes in allen Variationen, tolle Salate und feine Dessert. Es lohnt sich!

10. Juli: Bourbon Lancy – Fourchambault – 105km (D-E)

Wir starten im Regen. Es ist warm und nach der Hitze der letzten Tage ist es eine wahre Wohltat, wassergekühlt unterwegs zu sein. Beim Studieren der Karte bemerken wir, dass wir in unmittelbarer von der Rennstrecke in Magny-Cours sind. Also nichts wie hin, obwohl es ab mittag wieder schwül und heiss wird. Der Lärm in Magny-Cours ist ohrenbetäubend. Wie halten die das nur aus? Es fährt die Formel 3 und diverse Kleinrennen sind im Gange. Ich muss Jörg regelrecht überreden, wieder aufs Velo zu steigen und weiterzufahren.
Der Zeltplatz, den wir ansteuern, ist geschlossen. Der nächste Platz 10km weiter. Also sammeln wir noch einmal alle Kräfte und fahren weiter. Abends stellen wir fest: wir haben schon mehr als die Hälfte der Strecke geschafft.
WM schauen, das wäre für den Abend noch eine super Sache. Wir fragen in einer Pizzaria, in der ein grosser Fernseher läuft, ob wir nur etwas trinken können. Es sind zwei Tische besetzt, es ist 21.30Uhr am Abend und der Laden ist sonst leer. Nein – das machen wir nicht! Das ist die arrogante Antwort des Personals. Ich kann dazu nur sagen: Kein Kommentar!

Und dann scheidet Deutschland gegen Uruguay aus: 3:2. Schade! Aber immerhin haben sie den 3. Platz!

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