Gegensätzlicher geht es nicht
Einen Tag rauschen wir dahin, den anderen kommen wir nicht vom Fleck. Morgens strahlender Sonnenschein, nachmittags Regen und Gewitter. Rote Erde und quietschgrüne Landschaft – Zeit der Gegensätze in den Provinzen Corientes und Misiones.
Wir können es selbst kaum glauben
Nachdem wir uns eineinhalb Tage bei Patricio in der Posada erholt haben, rollen wir Richtung Santo Tomé. Noch einmal liegt eine Strecke vor uns, von der wir nicht wissen, wo wir übernachten werden, weil die Distanz einfach zu gross ist. Die Strasse ist brandneu, der Verkehr nimmt langsam ab (Semana Santa) und wir haben Rückenwind. Am Mittag essen wir (ausnahmsweise) ausgiebig und warm und bewaffnen und anschliessend mit ausreichend Wasser, denn wir rechnen damit, wild zu zelten oder auf einer Estancia zu bleiben. Bei km 70 schauen wir uns dann langsam nach einem geeigneten Ort um und stellen fest: erstens ist es noch früh und zweitens haben wir noch Power in den Beinen. Wir beschliessen sehr wagemutig, bis Santo Tomé durchzurollen. Unterwegs buchen wir dann sogar noch das Hotel, das wir auch schon für den nächsten Tag reserviert hatten. Bei Einbruch der Dunkelheit kommen wir in Santo Tomé an. Sagenhafte 141 km stehen auf dem Tacho. Wir sind glücklich und k.o. Jetzt erst einmal ein Bier 🙂 Morgen wird nicht geradelt.
Schlammschlacht
Einen wirklich schönen Campingplatz finden wir in Azara. Wir sind früh da, wollen eigentlich noch ins Pool – ein richtiger Campingsplatz mit Pool!!! Aber am späten Nachmittag gewittert es wieder. Der Besitzer bietet uns an, wir könnten unser Zelt unter seinem „Vordach“ (ziemlich gross) aufstellen. Leider steht unser Zelt nicht allein, wir brauchen Heringe, damit es steht. Kein Problem, in der Nacht hört es auf zu regnen.
Dummerweise hat es so geschüttet, dass sich die Naturstrasse, die wir die ersten 10 km nehmen (wir dachten es seien 10 km – es waren dann fast 16 endlose Kilometer), in eine Schlammpiste verwandelt hatte. Und zwar in eine Schlammpiste aus dicker roter, lehmiger Erde. Immer wieder setzt sich der Lehm zwischen Reifen und Schutzblech und blockiert die Räder. Wir müssen die Räder immer wieder mit Stöckchen und rückwärts schieben vom Lehm befreien. Zwischendurch geht nur noch schieben und so sind wir nach kurzer Zeit ebenfalls total verdreckt. Die rote Erde begleitet uns noch tagelang. Als wir endlich auf Asphalt landen, fängt es an zu regnen. Zum Glück erst da. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie die Strasse sonst ausgesehen hätte. Der Tag zieht sich endlos, es regnet die ganze Zeit und wir haben das Gefühl, überhaupt nicht vom Fleck zu kommen.
Die Ruta 2 – idyllisch und wild
Das Klima wird immer tropischer und wir schwitzen fast immer. Wenn die Sonne kommt, hält man es in der Mittagszeit fast nicht aus, denn die Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 50 und 80 %. Wunderschön schlängelt sich die Strasse durch eine extrem grüne Landschaft mit Mischwäldern, kleinen Hütten hier, Felswänden und saftigen Wiesen dort. Die Strasse überrascht mit immer steileren, längeren Steigungen. Ja nu… müssen wir halt durch. Dafür bekommen wir in jedem kleinen Kaff das Nötigste und auch mal eine Sprite (mein grosser Favorit zurzeit, wenn ich in der Sonne vor Anstrengung mal wieder weggeflossen bin). Apropos Sprite: Es ist uns in den letzten Tagen mehrmals passiert, dass wir in den Läden Wasser in Flaschen suchen mussten. Uns fällt auf, dass die Argentinier extrem viel Süssgetränke trinken, und zum Teil leider auch so aussehen. Im Restaurant haben wir kürzlich Mineralwasser mit Kohlensäure bestellt – „No hay!“ – Haben wir nicht!
Hunde, die bellen…
Hunde sind ein grosses Thema in Argentinien und in Uruguay. Praktisch zu jedem Haus gehört mindestens ein Hund, meist sogar mehrere. Meistens sind sie nicht angeleint. Selbst wenn ein Haus umzäunt ist, stört das den Vierbeiner wenig. Er schlüpft einfach durch den Zaun und rennt bellend auf die Strasse. Komisch – denn wir sind im Vergleich zu allen anderen Strassenbenutzern so leise. Aber eben das ist wohl ungewöhnlich und erfordert besondere Aufmerksamkeit, meinen Schlappohr & Co. Vielleicht sollten wir uns doch ein Motorengeräusch zulegen. Zum Glück sind 90 % der Hunde gutmütige Exemplare. Je nach Region sehen sie auch alle gleich aus. Vermutlich vermehren sie sich untereinander. 5 % nehmen schon mal Anlauf. Das lässt unseren Adrenalinspiegel ansteigen und steigert die Durchschnittsgeschwindigkeit. Die letzten 5 % waren zum Glück bisher angeleint. Mit einem „Ja fein – bisch en ganz Toller!“ konnten wir die meisten Köter beruhigen. Ein paar Mal kam ein Auto oder LKW genau im richtigen Moment vorbei gerauscht. Auch die Sträuner, die wir bisher auf allen Campingplätzen antrafen, sind friedlich. Meist haben sie mehr Angst als alles andere und hoffen, dass sie einfach ein paar Happen ergattern können. Eigentlich sind sie arme Geschöpfe. Hunde gehören hier einfach dazu. Verhätschelt werden sie jedenfalls nicht.
Das erste grosse Ziel unserer Reise im Auge
Nur noch drei Tage bis Puerto Iguazu. Ich beisse mich über jeden Hügel. Wir werden noch drei Tage auf der Ruta 12 unterwegs sein, ab morgen, und hoffen auf einen schönen Seitenstreifen, denn der Verkehr wird dort wieder zunehmen, nachdem wir uns durch das idyllische Grün getrödelt haben. Heute waren es 24 Hügel. Bei jedem siebten singe ich ein bisschen die Maffay-Hymne 🙂
Unser Weg
hola Ihr beiden
ich bewundere eure Fitness! Ich kann mir die Hitze und den Dreck sehr gut vorstellen… Freut auch auf Iguazu, das ist trotz Touris muy impresionante und lohnt den Besuch.
Weiterhin viel Ausdauer und Spass und herzliche Grüsse aus der langsam frühlingshaften Schweiz Regula
Chierida Regula
trotz Touris (wir sind ja in der Nebensaison, Semana Santa ist vorbei) sind die Cataratas wirklich unglaublich! Die Grösse haut einen echt um.
Wir pausieren in Pto Iguazu und dann geht es weiter nach Curitiba. Bis wir wieder radeln, geht es noch ein paar Tage.
Wir schicken Euch ganz viel Sonne! Die Mücken behalten wir hier…
Liebe Grüsse
C&J